Herbstexkursion 2022

Sicherheit im Luftraum minutiös orchestriert

Die Entwicklung im Bereich der Landesverteidigung steht nie still. Nicht immer ist es deshalb für Angehörige der Armee ausser Dienst, aber auch für noch aktive Offiziere einfach, sich diesbezüglich auf dem neusten Stand zu halten. Die Herbstexkursion 2022 der KOG Schaffhausen wollte darum, mit dem Besuch des Air Operation Centers der Luftwaffe, einen Einblick in die Teilstreitkraft der Schweizer Armee ermöglichen, welche dank der neuen Kampfflugzeuge schon seit längerem im Fokus steht.

Das Thema Sicherheit hat in den letzten Monaten wieder etwas mehr Aufmerksamkeit erhalten. Dies vor allem im Bereich der Sicherung von Hoheitsgebieten. Wie die Schweizer Armee die Landesgrenze überwachen kann, hat sich nicht zuletzt im Rahmen des Corona-Einsatzes gezeigt. Doch wie wird die weniger fassbare und entsprechend schwierigere dritte Dimension, der Schweizer Luftraum, gesichert? Die KOG Schaffhausen wollte es genau wissen und setzte die diesjährige Herbstexkursion im Air Operation Center (AOC) der Luftwaffe in Dübendorf an.  

Nervenzentrum der Luftwaffe

Tatsächlich zeigte sich das Gehirn der Schweizer Luftwaffe als äusserst interessant. Mit Personenschleusen abgeschirmt wird sichergestellt, dass auch nur denjenigen Zutritt gewährt wird, welche auch hinein dürfen. Begrüsst durch Oberstlt «Röfe»  wurde die 14 Offiziere umfassende Delegation der KOG Schaffhausen begrüsst und sogleich in die Geheimnisse der Luftüberwachung eingeweiht. Als Senior Duty Officer war er zu diesem Zeitpunkt verantwortlich. An den Wänden und auf den Arbeitsplätzen unzählige Bildschirme, etwas links gehalten eine Projektion des aktuellen Luftlagebildes – alle sich in der Luft befindlichen Flugzeuge und Helikopter waren darauf abgebildet. Zwar ist die Luftwaffe seit Januar 2021 wieder 365 Tage rund um die Uhr in Bereitschaft, doch besetzt ist das AOC nicht während der ganzen Zeit. Nach 22 Uhr darf sich der Pikettoffizier nach Hause verschieben, ist aber die ganze Nacht über eine Remoteverbindung fähig, Einsätze zu leiten, sollte dies nötig werden. Unterbrochen wurden die interessanten Ausführungen von Anrufen der Flugplätze, welche die Beendigung des regulären Tagesbetriebes gemeldet haben. «Das AOC ist verantwortlich für die Planung und Organisation von Übungen und rund um die Uhr bereit, Einsätze zu leiten – auch im Ausland», erklärte Oberstlt «Röfe». Dazu gehöre auch die Planung von Missionen wie die bei einem WEF, die Übersicht während Einsätzen und das Ressourcenmanagement. Auch im «Kampf der verbundenen Waffen» spielt das AOC eine wichtige, koordinierende Rolle. Viele der Pikettoffiziere die im AOC arbeiten seien nur Teilzeit in diesem Bereich tätig und würden in anderen Bereichen der Luftwaffe noch weitere Aufgaben und Funktionen wahrnehmen. Gleich nebenan, aufgrund höherer Klassifikation hinter geschlossenen Türen, ist die Einsatzzentrale Luftverteidigung verortet. Nur schon diese räumliche Nähe würde im Verteidigungsfall die Zusammenarbeit dieser beiden Nervenzentren vereinfachen, wie Oberstlt «Röfe» erklärte. 

Allzeit bereit – innerhalb von 15 Minuten

Einen grundsätzlichen Überblick über die Organisation und Aufgaben der Luftwaffe präsentierte Oberst Roland Gabriel, Chef Einsatzführung der Schweizer Luftwaffe. Er wies explizit nochmals auf den «LP24», also den Luftpolizeidienst hin. Zwei F/A-18 stünden hierfür rund um die Uhr meistens in Payerne bereit, um bei einem Quick Reaction Alert (QRA) innerhalb von spätestens 15 Minuten beim gemeldeten Flugobjekt einzutreffen. Auch streifte er die Trainings, welche schon seit längerer Zeit auch mit ausländischen Partnern durchgeführt würden. Diese Praxis sei notwendig und berge bezüglich des Nutzungsumfangs des Luftraums aber auch für das Training der Piloten grosse Vorteile. Flexibel und dienstleistungsorientiert zeigte sich die Luftwaffe bei unserem Besuch als agile und kompetente Organisation, die im Ernstfall bereit ist – auch wenn ebenfalls in diesem Bereich die Ressourcendiskussion noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Schweizerische Alarmzentrale

Ebenfalls seit 2021 hat die Schweizer Luftwaffe den Betrieb des Rescue Coodination Center (RCC) übernommen. Vorgängig wurde diese Aufgabe von der Rega und der Einsatzzentrale der Kantonspolizei am Flughafen Zürich wahrgenommen. Angesiedelt ist diese nationale Alarmzentrale, welche auch für zivile Flugzeuge zuständig ist, im Bereich Einsatzzentrale Lufttransport und Luftaufklärung und wird von Oberstlt Lukas Gieringer geleitet. Die Mitarbeitenden nehmen Alarme entgegen, prüfen die Sachlage und koordinieren allfällige Such- und Rettungseinsätze mit Helikoptern der Armee. Pro Jahr werden im RCC rund 200 Alarme entgegen genommen. Die meisten werden von sogenannten Emergency Locator Transmitter und Overdues ausgelöst. Während die ersteren auch reagieren, wenn ein Flugzeug markant zu hart aufsetzt, werden zweitere dann ausgelöst, wenn ein Pilot länger als im Flugplan eingegeben unterwegs ist und sich nicht ab- oder zurückmeldet. «Wir versuchen dann den Piloten zu kontaktieren», erklärte Gieringer, «meistens würde schlicht die Rückmeldung vergessen.» Diese Dienstleistung gründet auf ein Abkommen mit 54 Mitgliedstaaten aus dem Jahr 1944 in Chicago. Gieringer fliegt ebenfalls immer noch im Dienste der Schweiz. Nach unserem Besuch stand für ihn noch ein Nachtflug für Swisstopo an. Während Gieringer sodann in sein Fliegerkombi schlüpfte haben sich die Mitglieder der KOG Schaffhausen für den kameradschaftlichen Austausch in ein nahegelegenes Restaurant verschoben. Denn nebst dem Wissenstransfer und den interessanten Eindrücken lebt unsere Gesellschaft vor allem durch das kameradschaftlich gute Netzwerk, welches eben bei solchen Anlässen gepflegt werden soll und auch wurde.