Barbara-Soirée 2022

Armeeseelsorge im Wandel fest verwurzelt

Im Rahmen der Barbara-Soirée beleuchtete Balthasar Bächtold, als einer von zwei Armeeseelsorgern im Kanton, vor Schaffhauser Offizieren seine militärische Funktion. Dabei kristallisierte sich das Vertrauen als essentiellen Faktor heraus. 

Vor allem in Zeiten der grossen Kriege spielte der Feldprediger eine zentrale Rolle. Denn nirgends sonst liegt das Töten aber auch das eigene Sterben so nah beieinander wie während militärischen Konflikten. Davon wurde die Schweiz glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten verschont, die Wichtigkeit des Feldgeistlichen aber ist geblieben. Nur die Bezeichnung hat über die Jahre gewechselt, der Feldprediger wurde vom Armeeseelsorger abgelöst.

Prominente Vorgänger

Im Rahmen der diesjährigen Barbara-Soirée der Kantonalen Offiziersgesellschaft (KOG) Schaffhausen konnte der Präsident, Major im Generalstab Philipp Zumbühl, den einzigen noch verbliebenen reformierten Armeeseelsorger des Kantons im Restaurant zum alten Schützenhaus begrüssen. Thematisch passend stand diese doch etwas speziellere militärische Funktion im Vordergrund, wird doch mit der jährlichen Soirée der heiligen Barbara gedacht, der Schutzpatronin von Bergarbeitern und der Artilleristen.

Der in Neunkirch aufgewachsene Balthasar Bächtold arbeitet heute als Pfarrer in Dörflingen und studiert gleichzeitig Rechtswissenschaften. In seinem Referat blickte Bächtold zurück auf helvetische Schlachten und fokussierte dabei vor allem auf die Rolle des damaligen Feldpredigers. Dazu gehörten auch heute noch bekannte Namen wie Jeremias Gotthelf oder Huldrych Zwingli, der sogar auf dem Schlachtfeld gefallen ist. Diese unmittelbare Nähe zur kämpfenden Truppe, sogar an der Front, widerspiegelt die Arbeit der Armeeseelsorger auch heute noch. Denn gegenseitiges Vertrauen zu den Soldaten könne nur durch die Einbindung des Armeeseelsorgers in den Truppenkörpern entstehen, bilanzierte Bächtold. Der Chef Kommando Ausbildung, Korpskommandant Hans-Peter Walser, meinte kürzlich dazu: «In der Schweizer Armee hat sich so gut wie alles verändert, nur der Dienstzweig der Armeeseelsorge ist gleich geblieben.»

Guter Draht ist zwingend

Trotzdem muss auch die militärische Armeeseelsorge mit der Zeit gehen und dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen. So wurden dieses Jahr auch Rabbiner und Imame in den Dienst der Schweizer Armee gestellt. Aufgrund fehlenden Nachwuchses sind zudem nebst reformierten Pfarrern und katholischen Priestern auch freikirchliche Pfarrpersonen und Religionslehrer zugelassen. Darunter finden sich 15 Frauen, womit dieser Dienstzweig mit neun Prozent Frauenanteil weit über dem allgemeinen Anteil dienstleistender Frauen in der Armee liegt. An den Aufgaben auf dem Felde habe sich jedoch über die Jahrzehnte nicht viel verändert. So unterstützten die Armeeseelsorger noch immer im Bereich der Moral und der mentalen Bereitschaft der Soldaten, seien dafür zuständig dass die Würde des Menschen beachtet wird und helfen beim Bewältigen von schweren Ereignissen mit psychischen Auswirkungen. Dafür sei der gute Draht zu den Soldaten zwingend nötig. «Die Beziehungsarbeit ist das A und O», unterstrich der Dörflinger Pfarrer. Entsprechend mache die Eingliederung beim S1, dem Chef Personelles des Bataillons, durchaus Sinn. Doch nicht nur in bewaffneten Konflikten sei die Funktion zentral, erklärte Bächtold. Als die Armee während der Corona Pandemie eine Teilmobilmachung befohlen hat, wurden auch Armeeseelsorger einberufen. Insgesamt 28 Armeeseelsorger leisteten während dieser Zeit bei den Bataillonen ihren Einsatz. «Bis zu 180 Dienstleistungen pro Tag wurden verzeichnet», blickte Bächtold zurück, «es hat sich gezeigt, dass die Armeeseelsorge vor allem im Ernsteinsatz wichtig ist» – auch heute noch.