Präsident des VMG unterstreicht Wichtigkeit der Milizverbände

Im Rahmen eines Dialoganlasses gab der Präsident des Verbandes Militärischer Gesellschaften, Oberst im Generalstab Stefan Holenstein, Einblick in die Tätigkeiten und forderte einen gestärkten Verbund der verschiedenen Akteure sowie die Stärkung der Schweizer Rüstungsindustrie zugunsten der Verteidigungsfähigkeit.

Die Kantonale Offiziersgesellschaft Schaffhausen (KOG SH) lud zusammen mit dem Unteroffiziersverband Schaffhausen zum Dialog mit dem Präsidenten des Verbandes Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG), Oberst im Generalstab Stefan Holenstein, ein. Passender hätte der Veranstaltungsort am Mittwoch 9. April nicht gewählt werden können. Denn erneut bot die SIG SAUER AG der KOG SH Gastrecht. Sozusagen am Puls der Verteidigungsfähigkeit mit den Wurzeln in Schaffhausen. Nebst Vertretern von benachbarten Offiziersgesellschaften fanden sich unter den rund 15 Teilnehmenden auch diverse Mitglieder des UOV Schaffhausen, aber auch der Verbindungsoffizier der Deutschen Bundeswehr zur Ter Div 4.

Ergänzung nicht Konkurrenz

«Es ist unsere Zeit, wenn nicht jetzt, wann dann», brachte Holenstein während seines Referates die Dringlichkeit zu handeln auf den Punkt. Dabei sei der VMG nicht etwa als Konkurrenz zu anderen militärischen Vereinigungen zu verstehen, sondern als Dachverband, der die Interessen aller militärischen Organisationen vereine. Entstanden 2022 aus einer eher losen Vereinigung der Landeskonferenz der militärischen Dachverbände (LKMD) besteht der VMG heute aus 37 Verbänden und insgesamt 100’000 Mitgliedern. Auch die KOG Schaffhausen ist Mitglied. «Ich bin happy, dass wir alle Unteroffiziersverbände bei uns haben», strich Holenstein heraus. Vor allem auch gegenüber der Organisation «Schiesswesen und ausserdienstlichen Tätigkeiten» (SAT) wolle der VMG seine Verantwortung wahrnehmen und dadurch den ausserdienstlichen Tätigkeiten der militärischen Verbände und Sektionen das nötige Gewicht verleihen.

Botschafter der Armee

Nach der allgemeinen Einführung in die Organisation und Situierung des VMG kam Holenstein auf die aktuellen Herausforderungen der Sicherheitspolitik zu sprechen. So sei ein reger Austausch mit dem neuen Chef des VBS notwendig. Er nahm aber auch die anwesenden Offiziere, Unteroffiziere und Gäste in die Pflicht. «Wir müssen uns bemerkbar machen, informieren und fordern – ihr habt eine wichtige Rolle, ihr seid Botschafter der Armee», forderte er auf. Denn die aktuelle Ausgangslage sei prekär. Von einer Vollausrüstung sei die Armee aktuell weit entfernt. Von all den Artillerieabteilungen könnte im Moment gerade mal eine einzige einsatzfähig ausgestattet werden. Von den sechs mechanisierten Bataillonen können nur zwei und von den 17 Infanteriebataillonen nur gerade 6 ausgerüstet werden.  Darauf müsse hingewiesen werden. Dabei nahm er auch die SP in die Pflicht, welche immer noch die Abschaffung der Armee im Parteiprogramm hat. «Die SP soll Farbe bekennen», unterstrich er. Weiter seien die 13 Milliarden Franken für die Armee bis 2030 nicht diskutabel, damit der Gesamtrahmen der Verteidigung funktionsfähig installiert werden könne. Das Wichtigste aber sei bei all den Diskussionen immer noch der Mensch, der sich für die Sicherheit der Schweiz einsetze. Darum müsse ein Dienstpflichtmodell gefunden und definiert werden, welches nachhaltig funktioniere. «Aktuell ist die Alimentierung nicht schlecht, doch noch immer verlieren wir 7000 Männer an den Zivildienst», betonte er. Dies werde im Status Quo zukünftig zu einem Problem.

Rüstungsindustrie ist wichtiger Faktor für Verteidigungsfähigkeit

In seinen Ausführungen kam Holenstein auch auf die wirtschaftliche Seite der Verteidigungsfähigkeit zu sprechen – die Schweizer Rüstungsindustrie. Diese sei elementar für die Schweiz allgemein und die Autonomie der Schweiz in militärischer Hinsicht. Entsprechend müsse sie unterstützt werden. «Es geht ums Überleben der Schweizer Rüstungsindustrie», verdeutlichte er. Hierzu müsse die Politik aktiv werden, Möglichkeiten und gute Rahmenbedingungen schaffen, damit die Schweiz als Produktionsstandort für Rüstungsgüter für das Ausland überhaupt in Frage komme. Vor allem diesbezüglich war die Wahl des Austragungsortes in vielerlei Hinsicht passend. Als Produktionsstandort von Pistolen und Gewehren, welche grösstenteils auch in der Schweiz gefertigt werden, ist die SIG SAUER AG einer der Mitbewerber der neuen Dienstpistole der Armee. Die Aussage Holensteins zwischen den Zeilen war klar: Um eine ernstzunehmende Verteidigungsfähigkeit gewährleisten zu können, müssen auch die Lieferketten und der Nachschub sichergestellt werden. Nur schon aus diesen Gründen mache ein Hersteller aus der Schweiz mehr als Sinn.

Zusammenfassend präsentierte Holenstein die Forderungen des VMG:

  • Verteidigungsfähigkeit der Schweizer Armee stärken
  • Budgeterhöhung und Finanzplan der Armee (1% BIP 2030) bestätigen
  • Alimentierung von Armee und Zivilschutz sichern – und Restriktionen bezüglich dem Zivildienst einführen
  • ein adäquates Dienstpflichtmodell einführen
  • mehr Frauen für die Armee gewinnen
  • die Rettung der Schweizer Rüstungsindustrie unterstützen

Abgerundet hat den Anlass die Produktepräsentation von SIG SAUER AG, bei welcher die Anwesenden Gäste unter anderem die in der Evaluation befindlichen Pistolen genauer unter die Lupe nehmen konnten. Die interessanten fachlichen Erläuterungen der Experten beinhalteten nebst interessanten Details über das bestehende Angebot auch Hintergrundinformationen zu neuen Entwicklungen im Bereich der Langwaffen und Sturmgewehren – welche in absehbarer Zeit auch bei der Schweizer Armee in den Fokus kommen werden. Die anwesenden zeigten sich beim abschliessenden Apéro ob der Kompetenz und der lokalen Wertschöpfung der SIG SAUER AG beeindruckt!

Die neu gewonnen Informationen wurden rege diskutiert und natürlich auch die Kameradschaftspflege gewürdigt.